Nachruf Karuso
ein kleines, stilles Kaninchen
Es war an einem Osterfeiertag, als Karuso auf Gut Aiderbichl in Osnabrück abgegeben worden war. Karuso war in einem Garten entdeckt worden, sein gesundheitlicher Zustand war mehr als fragwürdig schlecht. Die Geschlechtsteile waren geschwollen, Durchfall und Urin hatten die Fellhaare stark verklebt und verunreinigt. Die Krallen waren zu lang, die Schneidezähne schauten überlang aus dem kleinen Mäulchen.
Woher war Karuso gekommen? War das Löwenkopf-Kaninchen ausgesetzt worden? Oder war der junge Hase dem ehemaligen Besitzer davongehoppelt? Eine Antwort gab es nicht, vermuten kann man viel.
Das damals kleine Löwenkopf-Männchen Karuso wurde medizinisch erstversorgt. Die langen Zähne wurden korrigiert und die Kotverwachsungen vorsichtig entfernt. Sehr geduldig und auch dankbar ließ er die Prozedur über sich ergehen. Kurze Zeit darauf übersiedelte Karuso nach Gut Aiderbichl Henndorf ins große Kaninchenhaus.
Alle Tierpflegerinnen verliebten sich in Karuso. Auch bei seinen Artgenossen im Kaninchenhaus war Karuso beliebt und gut aufgenommen.
Am liebsten sind die Kaninchen natürlich im Freigehege. Sobald im Frühling die ersten warmen Sonnenstrahlen kommen, wächst die Lust der Kaninchen auf Gras und Sonne rasant. Da wird gebuddelt, Fangen gespielt, mit den anderen Kaninchen geflirtet und auch unter den schattenspendenden Sträuchern geschlafen. Karuso versteckte sich auch liebend gerne in einer der Röhren im Gehege und träumte …. wovon wohl?
Karuso gab uns zu verstehen, dass er glücklich und zufrieden in seinem neuen Für-Immer-Zuhause war. Seine große Menschenliebe war Steffi, seine persönliche Tierpflegerin. Egal, wo er sich gerade aufhielt. Wenn er Steffis Stimme erkannte, spitzte er die Ohren und hoppelte in die Richtung, wo er seine Menschenfreundin vermutete. Dann wurde gestreichelt und geschnüffelt – die Welt war sehr in Ordnung.
Plötzlich, aus dem Nichts, bekam Karuso neurologische Probleme. Umfangreiche Untersuchungen und die besten Medikamente wollten nicht so recht eine Besserung für Karusos Zustand bringen. Einige Tierärzte wurden konsultiert, keiner konnte helfen.
Karuso nahm sein Schicksal selbst in die Hand. Er wollte nicht mehr essen und auch nicht mehr trinken, er baute mehr und mehr ab und zeigte uns deutlich, was zu tun war. Im Beisein all seiner Tierpflegerinnen und seiner Steffi schlief Karuso friedlich ein. Viele Tränen begleiteten unseren Karuso ans andere Ufer in ein neues, beschwerdefreies Leben.
Es ist nicht „nur ein Tier“ … Es ist ein Herz, das schlägt, eine Seele, … die fühlt und ein Leben, das leben will.
– Sylvia Raßloff
Lieber Karuso,
Deine Geschichte hat dich zu einem besonderen Kaninchen gemacht. Alles was die Aiderbichler Tierpfleger bei dir erreichen wollten war: „Schau Karuso, es gibt die guten Hände, Menschen, die dich lieben und gut versorgen…“. Mitgefühl und Liebe haben nichts mit Körpergröße zu tun. Deine Größe war dein wunderbarer Charakter und das Vertrauen, das du deinen Menschen geschenkt hast.
Wir sind alle sehr traurig, dass dein Leben leider viel zu schnell vorbei war.
Mach’s gut, kleiner Karuso!
